SG Siemens Erlangen - FSV Erlangen Bruck III 1:2 (0:2)


15. April 2009 -

Auf der Burg der SG Siemens Erlangen spukt es wilder denn je: Das Abstiegsgespenst! Es hat sich dort eingenistet und macht es sich gerade richtig bequem. Dabei wollte Burgherr Klaus Michael mit der Verpflichtung des alten Trainers Helmut Ullrich dem Spuk ein Ende bereiten, doch vor gespenstischer Kulisse gab es den absoluten Horror für die Heimelf.

Beim Show-Down der Kellerkinder aus Erlangen gab es für beide Teams nur eine Marschroute: Drei Punkte! Dementsprechend gaben sich auch beide Übungsleiter vor dem Spiel: Klaus Röll, Coach der SGS Erlangen konnte aus dem Vollen schöpfen und schickte seine beste Elf aufs Feld. Die Reserve der Reserve aus Bruck war mit einigen Akteuren aus dem BOL-Kader an die Komotauer Straße gereist. „Man darf Siemens nicht unterschätzen, das ist für die Werkself einer der letzten Strohalme und sie werden ihre Chance suchen. Nicht umsonst spielen wir auf dem B-Platz“ mahnte der Brucker Trainer Hans Geuß. „Aber ich bin mir sicher, dass meine Mannschaft spielerisch besser ist, daher bin ich optimistisch, dass wir hier drei Punkte einfahren werden.“
Das Konzept des Gastgebers war zunächst recht einfach: Auf dem kleinen B-Platz sollte die Räume der spielstarken Brucker eng gemacht werden, um mit langen Bällen Konter in der Offensive setzen zu können. Doch Siemens hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn der Gast nahm von der ersten Minute an das Heft in die Hand und ließ sich auch von dem schlechten Boden nicht weiter beeindrucken. Siemens schien mit dem Druck zunächst nicht umgehen zu können, denn zu Beginn gewannen die Brucker fast jeden Zweikampf oder konnten nur mit Fouls gestoppt werden. Gerade mal drei Minuten waren gespielt, als ein erster Freistoß von Alexander Jeromin das Gehäuse von Michael Kranvogel passierte. Bruck vernachlässigte so langsam aber sicher die Deckung, was der Werksmannschaft die erste dicke Möglichkeit bescherte, aber Daniel Hieke konnte freistehend aus 13 Metern den heraus geeilten Peter Weber überwinden. Siemens hatte Blut geleckt und die nächste Möglichkeit ließ nicht lange auf sich warten. Kapitän Jens Heike nahm einen langen Diagonalball von Andreas Rossbach volley ab, doch auch dieser Schuss fand nicht den Weg ins Gehäuse der Gäste. Diese merkten, dass sie mehr machen müssen, als nur schön zu spielen und der Einsatz wurde auch nur kurze Zeit später belohnt: Alexander Jeromin legte sich den Ball aus 25 Metern zurecht und hämmerte den Freistoß unhaltbar flach ins linke Eck. Michael Kranvogel schien den Ball nicht gesehen zu haben, denn er reagierte erst, als die Kugel schon eingeschlagen hatte. Nun war das ganze Konzept der Hausherren über den Haufen geworfen, denn genau das, nämlich ein frühes Gegentor, wollte Klaus Röll vermeiden und hatte deshalb nur eine nominelle Spitze aufgeboten. Die Brucker konnten nach der Führung natürlich lockerer aufspielen und ließen den Ball wunderbar durch die eigenen Reihen laufen. Siemens verkrampfte mit der Zeit und hatte auf dem harten Boden enorme Schwierigkeiten, einen vernünftigen Angriff einzuleiten. Dies artete mitunter in Frust aus, denn anders ist das Foul von Mannschaftskapitän Daniel Hieke nicht zu erklären, als an der Seitenauslinie Ken Kishimoto ohne Ball von den Beinen holte. Zur Verwunderung aller gab es für dieses rüde Foul noch nicht mal eine persönliche Strafe durch den Schiedsrichter. Kurz vor der Pause kam dann der worst case: Alexander Jeromin drang in den Strafraum und konnte nur mit einem Foul gestoppt werden. Der Gefoulte sollte nie selbst schießen… Diese Fußballweisheit gibt es nicht erst seit gestern und auch hier bestätigte sie sich mal wieder, denn Michael Kranvogel konnte den Elfmeter zwar parieren, doch beim Nachschuss von Florian Söllmann blieb auch er chancenlos, weil seine Abwehrspiel im Tiefschlaf waren und nicht früh genug nachsetzten.
Besonders laut war sie nicht, die Halbzeitansprache von Klaus Röll, doch scheinbar hatte sie gefruchtet, denn in der zweiten Hälfte wurde der Spielverlauf auf den Kopf gedreht. Bruck bewegte sich ähnlich motiviert wie Barcelona im Rückspiel bei Bayern München und Siemens rannte um sein (Über-)leben. Scheinbar war sich der Gast seiner Sache zu sicher, denn Bruck beschränkte sich nicht mal mehr auf das Nötigste und stellte den Spielbetrieb fast komplett ein. Die in der ersten Hälfte gefälligen Angriffe endeten bereits im Mittelfeld, denn Siemens Erlangen nahm endlich die Zweikämpfe an, die man führen muss, um im Abstiegskampf zu bestehen. Besonders die Einwechslung von Christian Schmidt machte sich bei den Hausherren bemerkbar, denn der lange Hüne gewann die wichtigen Kopfballverlängerungen, die gefährlich in den Rücken der Abwehr fielen. Beinahe hätte Jens Heinke Kapital daraus schlagen können, doch die Gastgeber waren besonders im Abschluss einfach zu harmlos, um das Spiel drehen zu können und bei den wenigen brauchbaren Möglichkeiten fehlte vorne die Durschlagskraft, die Zielgenauigkeit oder schlichtweg das Glück, wie beim Lattentreffer von Christian Schmidt, der Peter Weber per Heber überwunden hatte. Besser machte es Daniel Hieke: Zunächst scheiterte er am glänzenden Keeper Weber, doch nach einem Eckball konnte er den Anschlusstreffer für seine Farben markieren und sorgte noch mal für einen Ruck im Siemens-Lager. Bruck schwamm, viel mehr: sie waren schon fast mit dem Kopf unter Wasser, konnten aber den Vorsprung über die Zeit retten und gehen – wenn auch glücklich – als Sieger vom Feld. Siemens Erlangen spielte in der ersten Halbzeit wie ein Absteiger und musste lange dem Rückstand hinterher laufen, was bei diesen Temperaturen viel Kraft kostet. Doch viel Zeit zum hadern bleibt nicht, denn bereits am Sonntag steht das absolute Endspiel gegen den FC Niederlindach an. Alles andere als ein Sieg könnte den Abstieg besiegeln. (Quelle: www.anpfiff.info)
 

SG Siemens Erlangen: Kranvogel; Uhlig, Lindinger, Rossbach; Heinke, Hopf (46. Wojtkowiak), Beiderbeck, Koch; Sebastiano; Hieke, Habassi (46. Schmidt)

FSV Erlangen-Bruck III: Weber; Kishimoto (35. Ponnath, 62. Stöhr), Pakosz A., Howard, Ogiermann; Jeromin, Ivanovic, Yalda, Söllmann; Trinkwalter, Fath

Tore: 0:1 Jeromin (13.), 0:2 Söllmann (40., FE), 1:2 Hieke (75.)

  « zurück